Ein Gespräch mit Prof. Dr. Thomas Zurbuchen

Professor Thomas Zurbuchen, ein renommierter Astrophysiker mit Wurzeln in der Schweiz, hat die moderne Weltraumforschung entscheidend mitgeprägt. Als langjähriger Wissenschaftsdirektor der NASA – von Oktober 2016 bis 2022 – verantwortete er über 130 Missionen. Zu den herausragenden Projekten unter seiner Leitung zählen das James-Webb-Weltraumteleskop, die Mars-Missionen Perseverance und Ingenuity sowie die Parker Solar Probe.

Prof. Dr. Zurbuchen gilt als leidenschaftlicher Verfechter von Innovation, internationaler Zusammenarbeit und dem Brückenschlag zwischen Wissenschaft, Technologie und Gesellschaft. Sein Engagement gilt einer praxisnahen Ausbildung, ethisch verantwortungsvoller Forschung und der stärkeren Verankerung wissenschaftlicher Erkenntnisse in politischen Entscheidungsprozessen.

Seit 2023 steht er an der Spitze des Raumfahrtzentrums der ETH Zürich. Darüber hinaus ist er weltweit als gefragter Referent und Berater tätig, immer mit dem Ziel, die nächste Generation von Raumfahrtpionieren zu inspirieren.

Hinweis: Die in diesem Interview geäusserten Meinungen spiegeln ausschliesslich die persönliche Sichtweise von Professor Zurbuchen wider und erfolgen nicht im Namen von Rothschild & Co.

Das Gespräch wurde von Laura Künlen, Rothschild & Co Wealth Management Switzerland, geführt.

Mit Schweizer Werten auf Kurs

Professor Thomas Zurbuchen, ein renommierter Astrophysiker mit Wurzeln in der Schweiz, hat die moderne Weltraumforschung entscheidend mitgeprägt. Als langjähriger Wissenschaftsdirektor der NASA – von Oktober 2016 bis 2022 – verantwortete er über 130 Missionen. Zu den herausragenden Projekten unter seiner Leitung zählen das James-Webb-Weltraumteleskop, die Mars-Missionen Perseverance und Ingenuity sowie die Parker Solar Probe.

Zurbuchen gilt als leidenschaftlicher Verfechter von Innovation, internationaler Zusammenarbeit und dem Brückenschlag zwischen Wissenschaft, Technologie und Gesellschaft. Sein Engagement gilt einer praxisnahen Ausbildung, ethisch verantwortungsvoller Forschung und der stärkeren Verankerung wissenschaftlicher Erkenntnisse in politischen Entscheidungsprozessen.

Seit 2023 steht er an der Spitze des Raumfahrtzentrums der ETH Zürich. Darüber hinaus ist er weltweit als gefragter Referent und Berater tätig – mit dem Ziel, die nächste Generation von Raumfahrtpionieren zu inspirieren.

Hinweis: Die in diesem Interview geäusserten Meinungen spiegeln ausschliesslich die persönliche Sichtweise von Professor Zurbuchen wider und erfolgen nicht im Namen von Rothschild & Co. Das Gespräch wurde von Laura Künlen, Rothschild & Co Wealth Management Switzerland, geführt.

Prof. Dr. Thomas Zurbuchen Astrophysiker


F1.

Herr Professor Zurbuchen, „Von Heiligenschwendi zum Mars“ – so wurde Ihr Weg einmal beschrieben. Ein Titel, der ein wenig schmunzeln lässt. Würden Sie sagen: zu Recht?

Absolut. Der Titel stammt übrigens von einem Filmemacher, der selbst aus einem kleinen Schweizer Dorf stammt – aus der Bettmeralp. Als er das Marsprojekt sah, wurde ihm bewusst, was für eine Reise dahintersteckt: von einem abgelegenen Ort auf einem Hügel bis hin zur Leitung von Marsmissionen bei der NASA. „Heiligenschwendi“ klingt schon so, wie es ist – klein, idyllisch, fast unwirklich. Und dann der Mars: etwas scheinbar Unerreichbares. Der Kontrast bringt das Staunen über den eigenen Lebensweg schön auf den Punkt.

Zu den Errungenschaften von Prof. Dr. Zurbuchen zählen der Start des internationalen James-Webb-Weltraumteleskops, die Leitung der Cassini-Mission zum Saturn, die Leitung von zwei Marslandungen mit dem Rover Perseverance und dem Hubschrauber Ingenuity sowie die Entwicklung der Parker Solar Probe – der ersten Mission, die die Sonne berührt hat.

F2.

Glauben Sie, Ihr Werdegang wäre ein anderer gewesen, wenn Sie anderswo aufgewachsen wären?

Das ist eine der grossen Fragen. Sicher haben mir viele der Rahmenbedingungen in Heiligenschwendi geholfen – die Natur, die Gemeinschaft, die Schule. Gleichzeitig glaube ich, dass auch eine andere Version von mir, an einem anderen Ort oder in einem anderen System, vielleicht einen völlig anderen, aber ebenso spannenden Weg gegangen wäre. Herkunft prägt, ja – aber sie bestimmt nicht alles.

F3.

Sie haben viele Jahre in den USA gelebt und gearbeitet. Gab es Momente, in denen Ihnen besonders bewusst wurde, dass Sie Schweizer sind?

Ja, mehrfach. Zunächst war ich überrascht von den Parallelen, etwa dem tief verankerten Sinn für persönliche Freiheit. In beiden Ländern steht das Individuum im Zentrum, und autoritäre Macht wird mit Skepsis betrachtet. Könige oder Herrscher – das passt weder zum Schweizer noch zum amerikanischen Selbstverständnis.

Aber es gibt auch Unterschiede, die sich rasch zeigen. Ich erinnere mich gut an meinen ersten Werkstattbesuch in den USA: Ich brachte mein Auto zur Reparatur – das Problem blieb. Beim zweiten Mal dasselbe. Beim dritten Versuch erklärte ich selbst, was vermutlich defekt war – man winkte ab. Erst beim vierten Anlauf wurde es behoben. In der Schweiz wäre das beim ersten Mal erledigt gewesen. Dort bedeutet „Ich kann das“ in der Regel: Ich beherrsche es. Diese Verlässlichkeit ist tief in der Kultur verankert – und man merkt erst, wie sehr sie einem fehlt, wenn sie plötzlich nicht mehr selbstverständlich ist. Ähnlich ist es mit der Pünktlichkeit: Was bei uns als normal gilt, wird in den USA deutlich entspannter gehandhabt.