Mit Schweizer Werten auf Kurs
F4.
Hat das föderalistische System der Schweiz, das ja stark auf Kooperation über Sprach- und Kulturgrenzen hinweg setzt, Ihre Art zu führen geprägt?
Ganz sicher. Meine ersten Führungserfahrungen hatte ich im Militär mit Teams aus verschiedenen Sprachregionen. Ich war noch keine 23, hatte aber bereits 150 Personen unter mir. Diese Vielfalt lehrt einen, auf andere Perspektiven einzugehen und das hat mir später bei der NASA mit internationalen Teams sehr geholfen. Auch, dass man in der Schweiz früh mit anderen Sprachen in Kontakt kommt, ist ein unschätzbarer Vorteil.
F5.
Sie sprechen häufig über die Stärken des dualen Bildungssystems in der Schweiz. Warum ist diese Verbindung von Praxis und Theorie für Sie so wichtig, gerade im Hightech-Bereich?
Weil sie realitätsnah ist. Eine gute Mechanikerin ist genauso viel wert wie eine promovierte Ingenieurin – vielleicht sogar mehr, wenn es ums Umsetzen geht. Bei Raumfahrtprojekten werden nicht nur Raketenforscher gebraucht, sondern auch exzellente Schweisser, Elektroniker oder Flugzeugmechaniker. Innovation entsteht nicht im Elfenbeinturm, sondern im Zusammenspiel von Theorie und Praxis. Genau dort hat die Schweiz mit ihrem Ausbildungssystem einen grossen Vorsprung.
F6.
Gab es etwas, das Sie als Schweizer bei der NASA bewusst eingebracht oder sogar „hinterlassen“ haben?
(lacht) Ich hoffe, die Pünktlichkeit. Mein erstes Team-Meeting war auf 8 Uhr angesetzt – ich war pünktlich, der Raum war fast leer. Ab da habe ich dann jedes Meeting um 8:00 Uhr begonnen. Wer nicht da war, hat den Anfang verpasst. Ich musste das nur ein einziges Mal machen, danach waren alle pünktlich. Auch, dass Meetings enden, wann sie sollen, habe ich etabliert – das war neu für viele. Und wie ich höre, wird das auch heute noch so gehandhabt.